Weg mit Hussein und dem Bath-Regime
Oder warum man entweder antideutsch oder gegen den Krieg ist
Nachdem sich in einigen Teilen der Linken herumgesprochen
hat, dass man mit Israel schon irgendwie solidarisch seien muss und weder
kämpfende islamistische Bewegungen noch panarabische Ideologen auf Frieden
erpicht sind, scheint es trendy zu werden, das gute alte
ich-bin-ganz-prinzipiell-gegen-Kapitalismus-Krieg-und-Unterdrückung-Weltbild
zu verteidigen, indem man der antideutschen Kritik erstmal grundsätzlich
recht gibt und sich so aus der Schusslinie bringt. Wenn dieses subjektive
Unvermögen statt sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, wird
Kritik immer wieder rationalisiert dann noch als Kritik einer
verbreiteten antideutschen Meinung [...] am Beispiel der [...] AKG
Leipzig(1) ausgegeben und in der incipito
veröffentlicht wird, dann ist es wieder mal an der Zeit, einige
antideutsche Positionen klar zu stellen.
Appeasement und Gewaltspirale
Viel wahrscheinlicher [bei einer US-Intervention im Irak] wäre
ein Erstarken dieser [islamischer] Bewegungen mit entsprechend negativen Folgen
zum Beispiel für Israel. (AKA[M])
Die Rede von jener Gewaltspirale zwischen der westlichen und der arabischen
Welt, welche die AKA[M] im Munde führt, reflektiert den Charakter des
Antisemitismus nicht. Würde die Logik der Gewaltspirale auf den
Überfall von fünf arabischen Nationen auf Israel im Jahre 1948
angewendet werden, müssten israelische Verbrechen, die diesem Angriff
vorausgingen, ausfindig gemacht werden. Doch der Antisemitismus ist keine
rationale Reaktion auf angebliche Verbrechen der Juden, sondern ein
Welterklärungsmodell, welches dem Subjekt die nötige innere
Identität gewährt, indem Selbstreflexion zu Gunsten einer Projektion
ausfällt: Die Juden sind die Bösen. Ob die Bösen
definiert werden als Gemeinschaftszersetzer, Homosexuelle, Gotteslästerer,
Krisenboten, Volkszersetzer oder Spekulanten, stets wird sich der eigenen
Identität vergewissert, indem die Bedrohung eigenen Versagens
verdrängt und am Anderen exemplifiziert wird. Und da das
Kapitalverhältnis einerseits die Unsicherheit in Permanenz erzeugt, zu
ständigen Veränderungen führt und die Individuen zur
ständigen Krisenbewältigung zwingt und andererseits fetischisiert den
Menschen erscheint, besteht immer die Gefahr, dass ersponnene
Bedrohungsszenarien und Verschwörungstheorien die Massen ergreifen.
Krisenbewältigung zeichnete sich in der bisherigen Geschichte leider eben
nicht durch die Beseitigung des Kapitalverhältnisses aus, sondern durch
mehr oder weniger üble Verdinglichung; also durch eine Zerstückelung
des falschen Ganzen in Gut und Böse. Richtig übel wird es dann, wenn
der Antisemitismus zum Konstitut eines Kollektivs und somit zur gewaltigen
Bedrohung für die Juden oder für die zum jüdischen
Prinzip dazugehörig Halluzinierten wird. Das Kollektiv von
Antisemiten ist immer auch eines sich verfolgt fühlender Subjekte, die
sich endlich im kollektiven Zusammenschluss der hindämmernden Apathie
entledigen und zur Tat ausholen können. Ein Kollektiv setzt sich aus
Subjekten zusammen, die sich einhellig dem Kollektiv ergeben und immer darauf
erpicht sind, das zu antizipieren, was demnächst vom Kollektiv erfordert
wird. Und da der Antisemitismus zur großen Tat immer erst noch aufruft,
weil der Nährboden des Wahns das Kapitalverhältnis
fortbesteht, erwachsen aus dem Kollektiv ständig neue Erfordernisse, die
Produkte der eigenen Projektion noch effizienter zu bekämpfen. Die
Gefolgschaft im Kollektiv kennt keine Erfüllung und hasst ohne
Ende, da sie weder ökonomisch, noch sexuell auf ihre Kosten
kommt. So ist es eine Art dynamischer Idealismus, der die organisierten
Raubmörder beseelt.(2) Der dynamische Idealismus
antisemitischer Kollektive bedarf der ständigen Kampagne, um der panischen
Angst, welche die vom Kapitalverhältnis Gedemütigten umtreibt, einen
Feind zu geben. Die ständige Sittenwacht erfolgt in einem Kollektiv durch
jeden über jeden. Wer auffällt, indem er den Maßgaben des
Kollektivs nicht sich beugt, muss mit der Wut rechnen, die er bisher
mitangetrieben hat; deren Charakter er nur zu gut kennt.
Ist dieser Antisemitismus als jener dynamischer Idealismus begriffen, der sich
seine Feinde immer wieder neu schafft, macht auch die Rede von der
Gewaltspirale keinen Sinn mehr. Denn erlangt der Antisemitismus durchs
Kollektiv die Kraft zur Tat, gibt es nur zwei Möglichkeiten, ihm Einhalt
zu gebieten. Entweder man beseitigt die Ursachen des Antisemitismus, indem man
dem Kapitalverhältnis ein Ende setzt, oder man unterminiert durch
Autorität die Mobilmachung des Kollektivs und damit die Tatkraft des
Antisemitismus.
Es kommt derzeit darauf an die Abschaffung des Kapitalverhältnisses
steht nicht vor der Haustür, nur der Erhalt der Bedingungen der
Möglichkeit des Kommunismus , den antisemitischen Kollektiven
durch Autorität deren Handlungsfähigkeit und damit die Grundlage des
zur Tat schreitenden Antisemitismus zu entziehen. Es muss für die
antisemitischen Subjekte klar werden, dass die Gefolgschaft in den
antisemitischen Kollektiven keinen Sinn macht. Der antisemitischen Gewalt muss
die Grundlage entzogen werden, denn die Schwäche des halluzinierten
Feindes stachelt den Antisemitismus zur Tat an, während er nur in der
Stärke des Gegners seine Grenzen erkennt. Sowohl an der Politik Arafats,
als auch an der Husseins lässt sich das gut nachvollziehen. Nicht, wenn
sie in Frieden gelassen wurden, sondern dann wenn der Druck groß genug
war, haben sie sich auf Kompromisse eingelassen. Nicht die deutsche
Völkerfreundschaft hat Saddam Hussein dazu gebracht, den Resolutionen der
UN zu folgen, sondern der militärische Druck der USA. Es bleibt nur zu
hoffen, dass Saddam Hussein als Führer und Galionsfigur der
antizionistischen Bestrebungen im Nahen Osten von der Bildfläche
verschwindet. Dies wäre ein harter Ausfall für den erstarkenden
Antizionismus in der arabischen Welt, der Israel wohl eine Atempause in der
Form verschaffen könnte, dass einerseits die von Hussein unterhaltenen
Waffen nicht mehr Israel bedrohen würden und dass die von Hussein
unterstützten Selbstmordattentate zurückgehen würden. Nicht die
Gewaltspirale, sondern die Aufrechterhaltung des Status Quo ist die Gefahr
für Israel, irakische Oppositionelle und andere Feinde des Islamismus und
des irakischen Bathismus.
Exkursion ins Land des schnauzbärtigen Antiimperialismus
...nur erscheint es eben nicht richtig mal eben tausende Irakis zu
töten, um eine proamerikanische Regierung und eine kapitalistische
Vergesellschaftung zu forcieren. (AKA[M])
Es ist nicht unbedingt neu, die eigene Schludrigkeit im Denken
antideutschen Positionen vorzuhalten. Als ahnte man schon, wir schrieben unsere
Texte nicht mal eben, wird solche Fahrlässigkeit ins Feld
geführt, um sich wieder nicht kritisieren zu müssen. So zeugt das
Zitat entweder von einer Unkenntnis der Situation im Irak oder einer
Abschirmung dagegen. Geben wir Nachhilfe:
Seit der Regierungsübernahme Husseins im Jahre 1979 sind über eine
Million Menschen dem bathistischen Terror zum Opfer gefallen. Weitere 1,5
Millionen Menschen leben im Exil.(3) Selbst geringe Vergehen werden
mit Verstümmelung und Tod geahndet. So steht auf Diebstahl das Abhacken
einer Hand, bei Wiederholungstätern das Brandmarken mit glühendem
Eisen. Während Fahnenflucht mit Sanktionen von Abschneiden eines Ohres bis
hin zur Ermordung bestraft wird, steht auf sogenannte Kollaboration mit dem
Zionismus der Tod. Seit 1990 ist in der irakischen Verfassung die
Bekämpfung sogenannter shubiyah(4) sowie die Förderung
des djihad verankert. Ein Revolutionärer Kommando Rat als oberste Instanz
des Staates verfügt über eine Sondergerichtsbarkeit und verhängt
per Dekret unanfechtbare Strafen für Volksfeinde: Zumeist die
Liquidation durch Erschießen, Erhängen, Überfahren oder
Enthaupten. Im Oktober 2000 etwa ließ Saddam Hussein an einem
eigens erklärten Tag der Ehre der irakischen Frau mehr als
dreihundert Frauen öffentlich enthaupten, denen Prostitution zur Last
gelegt wurde. Im März 2002 wurde mehreren Jugendlichen auf einem
Marktplatz im Südirak die Zunge herausgeschnitten. Anschließend fuhr
man die so verstümmelten auf einem offenen Wagen in einer Art Parade durch
die Stadt.(5) Was liegt solch monströser Gewalt zu
Grunde?
Das Ziel der Bath-Partei ist die Errichtung eines Panarabischen
Großreiches, welches es schon immer gegeben haben soll, dessen
Staatlichkeit jedoch immer wieder von imperialistischen Feinden verhindert
worden sei. Partei und Volk sollen eine Einheit bilden. Revolution heißt
hier die Bewegung auf jenes Großreich zu etwa im Kampf gegen
Israel und als permanenter Selbstreinigungsprozess der Gesellschaft von ihren
Feinden. Die angestrebte Homogenität erfasst alle Bereiche der
Gesellschaft. Politische und private Opposition wird eliminert, Geschichte
zurechtgelogen, jegliche Nonkonformität liquidiert mit dem Ziel der
Identität von Gesellschaft und Pan-Arabischer Idee. Die kapitalistische
Konkurrenz der Einzelnen hört in den verstaatlichten Großbetrieben
nicht einfach auf. Sie übersetzt sich vielmehr in eine Art Konkurrenz ums
identische Dasein. Niemand kann davor sicher sein, als Verräter enttarnt
und bestraft zu werden, weil Identität von Individuum und Idee nicht
erreichbar ist. Das einzige was bleibt, ist den Makel an anderen aufzudecken,
als erster zu denunzieren: Der ideale Bürger des Irak hat als
Wiedergeburt des neuen arabischen Menschen wie eine
Geheimdienstmonade zu funktionieren, die, getrieben von Angst, abweichendes
Verhalten jeder anderen Monade zur Anzeige bringt.(6) Hierin
liegt die Besonderheit des Irak. In keinem anderen Staat hat die
Systematik des Strafens und der körperlichen Verstümmelung, hat die
Kontrolle der Geheimdienste und Sicherheitsapparate einen derart zentralen
Stellenwert wie im Irak, wo der allgegenwärtige Geheimdienst Mukhabarat
nicht die Interessen des Militärs stützt, sondern dieses selbst
kontrolliert und säubert. Kontrolle, Disziplinierung, Strafe und
Vernichtung sind im Verständnis des irakischen Bath-Staates nicht
nur Sanktionsmittel gegenüber abweichendem und unerwünschtem
Verhalten, sondern zentraler Bestandteil eines Ausformungsprozesses
dem die gesamte irakische Gesellschaft unterworfen ist.(7)
Schon angesichts dieser Empirie müsste die Frage der AKA[M]
beantwortet sein: ...ob es für eine antikapitalistische Linke
überhaupt tragbar ist, zu fordern das Zwangssystem einer arabischen
Militärdiktatur mit der dazugehörigen Kommandowirtschaft durch das
Zwangssystem des Kapitalismus [...] einzutauschen. Darüberhinaus
weist die Frage aber auch auf einen Begriff von Gesellschaft hin, der gelinde
gesagt, unter aller Kanone ist.
Der Zug fährt auf stählernen Gleisen, die haben wir selber gelegt.
Einer emanzipierten Gesellschaft muss kein Kapitalismus
vorausgehen! (AKA[M])
Dies formuliert die AKA[M] mit einer unbegründeten Gewissheit, als ahnte
sie schon, dass ihre These bei näherem Hinsehen mehr als wackelig ist.
Schon das Wort Emanzipation weist auf die Verschlingung von zu Emanzipierendem
und Zwang hin. Emanzipation ist ohne den zu überwindenden Zwang nicht zu
denken. Dieser Zwang ist heute nicht mehr unmittelbar natürlicher Zwang,
sondern bereits vermittelt, also gewissermaßen emanzipierter Zwang. Karl
Marx denunzierte ihn deshalb polemisch als zweite Natur; die Menschen
entscheiden noch immer nicht selbst über ihr Geschick, sondern es richtet
das fetischistische Prinzip der Warenförmigkeit über Glück und
Untergang der ihm unterworfenen Menschen. Polemisch kann dieser Begriff aber
nur insofern sein, als die Menschen von der prinzipiellen Verwirklichung ihrer
Freiheit gegen die Natur ausgehen und sich die Forderung nach persönlicher
Freiheit und Wunscherfüllung zugeeignet haben. Hieran konnte Marx
anknüpfen. Seine Kritik der politischen Ökonomie zog ihre Kraft
notwendig aus dem Widerspruch von Anspruch und Realität der
bürgerlichen Gesellschaft. Dieser war das Mal ihrer objektiven Falschheit:
Ein Widerspruch etwa wie der zwischen der Bestimmung, die der Einzelne
als seine eigene weiß, und der, welche die Gesellschaft ihm
aufdrängt, wenn er sein Leben erwerben will, der Rolle, ist
ohne Manipulation, ohne Zwischenschalten armseliger Oberbegriffe, welche die
wesentlichen Differenzen verschwinden machen, unter keine Einheit zu
bringen.(8) Diesen Widerspruch hat erst die kapitalistische
Gesellschaft hervorgebracht. Indem der Markt alte Abhängigkeiten zerriss,
feudale Strukturen sprengte, zwang er die Menschen zu jenem nüchternen
Blick, zu jener Realitätsgerechtigkeit, die Voraussetzung für
Vernunft und damit eine vernünftig eingerichtete Welt ist. Was wäre
aber, wenn dieser objektive Widerspruch nicht durch Aufhebung der
gesellschaftlichen Bestimmungen vernünftig geschlichtet wird, sondern das
Subjekt sich diesen blind unterwirft und alles, was es an sein unerreichtes
Glück errinnert, an anderen bekämpft? Das klingt zunächst
paradox. Wieso sollte sich das Subjekt Unlust und Unterordnung zur eigenen
Sache machen? Die Attraktivität von Islamismus und völkischer
Bewegung sprechen jedoch für sich. Wollte Marx die Entfaltung Aller auf
der Grundlage der Entfaltung des Einzelnen, stehen kollektivistische Ideologien
für die Unterdrückung Aller auf der Grundlage der Unterdrückung
des Einzelnen, wobei sie die unerreichbare Identität von Ideologie und
Sache unablässig an den Verhinderern ihres schönen Gleichklangs
abreagieren müssen. Das hat sich sowohl im NS als auch im heutigen
Islamismus auf den Wunsch nach Vernichtung der Juden verdichtet. Gleichzeitig
entsteht Lust an der Unlust, heftet sich libido an ihre Unterdrückung.
Der Gewinn den sie [NS und moderner Islam] verheißen, liegt darin
[...], daß sie die Kulturfeindschaft, die die Versagungen der
Kultur den einzelnen auferlegt, in diese selber aufgenommen haben:
Unbearbeitete, asoziale Regungen der frühesten Kindheitsphase eines jeden
Menschen in pseudo-religiöse Vorschriften umgewandelt haben. Lust besteht
darin, eigene Wünsche an anderen zu bestrafen, die Asozialität zur
Grundlage der Sozietät zu erheben.(9)Das muss
einschneidende Konsequenzen für Gesellschaftskritik haben. Dass ein
versöhnter Zustand vernünftig wäre, zählt nicht, wo
Vernunft nicht zählt. Emanzipation verliert ihre Evidenz. Darüber
sieht die AKA[M] hinweg, als hätte es Auschwitz nicht gegeben. Für
sie ist Antisemitismus zwar (immerhin) Anlass für die Solidarität mit
Israel, nicht aber für Reflexion über die Bedingungen von
Emanzipation und ihr Scheitern durch Regression der Subjekte: Es bleibt
offen, warum es anzustreben sein soll, einen Kapitalismus einzuführen, der
die Wahnsinnigen produziert, die es zu bekämpfen gilt. Eine dergestaltige
Forderung würde ein sehr eindimensionales Verständnis von der
möglichen Entwicklung einer Gesellschaft offenbaren. Und so einfach
ist es eben nicht. Zum einen stellt sich die Frage nach einer
Einführung des Kapitalismus nicht, weil der Markt längst
alle Teile der Welt erfasst hat. Somit sind auch Islamismus und Bathismus
keine vormodernen Erscheinungen, sondern die falsche, reflexartige Reaktion auf
Kapitalverhältnis und Aufklärung. Kapitalismus produziert
nicht einfach wahnsinnige Djihadisten, deren größter Wunsch es dann
ist, für die heilige Sache zu sterben und möglichst viele Juden
mitzunehmen. Solcher Gedanke wirft Zivilisation und Barbarei unvermittelt
ineins und fasst, konsequent zu Ende gedacht, den Nationalsozialismus als die
zwangsläufige Verlängerung der Warenproduktion.(10) Wie ein
Betriebsunfall müssen dann diejenigen erscheinen, welche noch nicht dem
Wahnsinn anheim gefallen sind. Will Denken der Barbarei nicht rechtfertigend
zur Seite stehen, muss es den Widerspruch zwischen der vernünftigen
Möglichkeit und der unvernünftigen Realität ohne den Griff nach
Kausalitäten aushalten. Es lässt sich nicht stringent erklären,
weshalb Menschen, statt den Kommunismus herbeizuführen, Islamisten werden
und sich in die Luft sprengen. Solche Stringenz wider die Erfahrung zu
behaupten, tötet den freien Moment des Subjekts, jenes Unbestimmte, dass
die Voraussetzung für Revolution ist.
Ausblick
Es ist das Wahrwerden des Traums von Saddams Regime, daß sich
europäische Friedensbewegte seine ureigenen Forderungen auf ihre Fahnen
schreiben. so das Credo verschiedener Gruppen irakischer
Oppositioneller im vergangenen Jahr.(11) Leider lässt sich schon
heute absehen, dass sie Recht behalten. Die deutsche Zivilgesellschaft
demonstriert für einen Frieden im Irak, der so beschissen ist, dass man
ihn noch nicht mal jenen Demonstranten wünschen will. Die deutsche Linke
schmiedet fleißig an der Volksfront gegen den imperialistischen Aggressor
USA und pseudokritische Friedensheinis, die nicht verstehen, was am
US-Kapitalismus besser sein soll, als am irakischen Bathismus, labeln
sich auch noch antideutsch.(12) Eigentlich sollte man sprachlos sein,
andererseits ist das alles auch nicht wirklich neu. Jetzt wird er
tugendhaft, nur um Anderen wehe damit zu thun. Seht nicht soviel nach ihm
hin! Was Nietzsche in der Morgenröthe sagte, ist wahr und falsch
zugleich: Mürbe macht die Omnipräsenz der Blödheit und doch
findet sich nur in ihrem Anblick die Kraft, sie zu bekämpfen.
November 2002
Antideutsch-Kommunistische Gruppe Leipzig
kontakt@akg-leipzig.info
Fußnoten:
(1) AKA[M], Antideutsch Und trotzdem gegen Krieg, in:
incipito Nr.3, Leipzig, Oktober 2002, S.20-21.
(2) Horheimer/Adorno, Dialektik der Aufklärung, Frankfurt a. M.,
1971, S.154.
(3) Nicht mitgezählt sind jene, die in der Zeit zwischen Putsch
der Bathisten 1968 und der Präsidentschaft Husseins ab 1979 umkamen
oder vertrieben wurden.
(4) Nach bathistischer Ideologie sind das muslimische
Nicht-Araber, deren einziges Ziel es sei, den wahren Islam und die
Pan-Arabische Idee zu bekämpfen.
(5) Osten-Sacken/Fatah, Saddam Husseins letztes Gefecht?,
konkret texte 33.
(6) Ebd.
(7) Ebd.
(8) Adorno, Negative Dialektik, S.155.
(9) Natascha Wilting, Psychopathologie des Islam, Bahamas
Nr.38.
(10) Dabei war für den NS gerade signifikant, dass
marktwirtschaftliche Rentabilität, Grundprinzip kapitalistischer
Gesellschaftlichkeit, ihre Stellung als Entscheidungskriterium
einbüßte. Es zeigte sich in der Vernichtung von Juden der
wahnsinnige Versuch der negativen Aufhebung des Kapitalverhältnisses.
(11) www.wadinet.de/News/nw71_offenerbrief.htm Hinweis durch
Andrea Woeldike in Saddam Husseins letztes Gefecht?, hrsg.
Osten-Sacken/Fatah, konkret texte 33.
(12) AKA[M]: Eine weitere Frage, die es zumindest zu stellen
lohnt, wäre, ob es für eine antikapitalistische Linke überhaupt
tragbar ist, zu fordern das Zwangssystem einer arabischen Militärdiktatur
mit der dazugehörigen Kommandowirtschaft durch das Zwangssystem des
Kapitalismus [...] einzutauschen. Und noch so eine wichtige Frage
fällt uns ein: Kann eine antikapitalistische Linke überhaupt die
Luftangriffe der Alliierten auf Deutschland tragen? Schließlich wurde da
auch nur irgend so ein Zwangssystem durch ein anderes ersetzt.